Viele der Asylsuchenden werden schließlich in Deutschland bleiben, um sich eine neue Existenz aufzubauen. Der Umgang mit diesen Menschen wird damit zur gesamtgesellschaftlichen Aufgabe. Bei alldem Engagement, das die Integration der Flüchtlinge fordert, bietet die Situation auch große Chancen – und das nicht zuletzt für Unternehmen: für Branchen, in denen es an Fachkräften fehlt, oder Betriebe, die mit dem demographischen Wandel kämpfen. Die Integration der Flüchtlinge als Fachkräfte ist für Unternehmen also Herausforderung und Chance zugleich. Eine Chance für Ihr Unternehmen Das Potenzial für Unternehmen ist riesig – gerade im Bereich der Personalentwicklung. Nach Angaben des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, waren 2014 immerhin 81 Prozent der Asylantragsteller unter 35 Jahre alt. Über die Hälfte war sogar unter 25 – und damit in einem guten Alter für Bildung und Ausbildung. Da gleichzeitig das berufliche Qualifikationsniveau der Flüchtlinge im Durchschnitt eher gering ist, bietet die Situation besonders Ausbildungsbetrieben ein großes Fachkräftepotenzial.
Sein beruflicher Werdegang ist exemplarisch für viele Flüchtlinge. Bei unserem Wiedersehen will der 33-Jährige zunächst nicht so viel reden, sondern etwas zeigen. Der Syrer führt mich quer über das Betriebsgelände in das Lager der Firma Sturm. Dort stehen seine Arbeiten, mit denen er gerade eine Zwischenprüfung in der überbetrieblichen Ausbildung bestanden hat. Auf großen Holzplatten sind geometrische Formen, Muster und Bilder zu sehen, die Alabdullah gefertigt hat. "In dem Kurs waren wir 15 Jungs. Der Meister hat meine Arbeit bewertet", erzählt Alabdullah. "Er hat gesagt, ich sei der Klassenbeste. Ich bin stolz. Das ist wunderbar. " Ehrenämtler halfen Alabdullah Und nicht nur beruflich, auch sprachlich hat er Fortschritte gemacht. Musste er im Sommer 2018 immer ein wenig nachdenken, um meine Fragen zu beantworten, unterhalten wir uns jetzt fast fließend miteinander. "Als ich nach Deutschland kam, habe ich gleich einen Integrationskurs gemacht. Deutsch zu lernen, war sehr schwer. Ich habe viel zuhause gelernt.
Der Zugang von Fachkräften mit beruflicher Qualifikation zum deutschen Arbeitsmarkt wird auch durch die neuen Regelungen der Einreise zur Arbeitsplatzsuche und zur Ausbildungsplatzsuche erleichtert. Durch die Einführung eines beschleunigten Fachkräfteverfahrens für die Einreise zur Erwerbstätigkeit, die Feststellung von Berufsqualifikationen und zur Ausbildung soll die Fachkräftegewinnung künftig effizienter von statten gehen.
Dazu kommt, dass auch die Möglichkeiten zum Aufenthalt zwecks Anerkennung von ausländischen Berufsabschlüssen erweitert werden. Rege Nachfrage bei Informationsangeboten Die ab März 2020 geltenden Regelungen haben bereits vor Inkrafttreten großes Interesse im In- und Ausland geweckt. Als zentrales Informations- und Beratungsangebot, das die bestehenden Plattformen wie beispielsweise "Make it in Germany" ergänzt, verzeichnete die "Hotline Arbeiten und Leben in Deutschland" (ALiD) seit Ende 2019 einen Anstieg der schriftlichen Anfragen zu den Themen "Anerkennung ausländischer Abschlüsse" und "Einreise und Aufenthalt" um bis zu 300% im Vergleich zu den Vormonaten. Mit einem 25-prozentigen Anstieg der telefonischen Anfragen im Januar 2020 gehen mittlerweile über 2. 600 Anfragen pro Monat telefonisch im BAMF ein. Die Hotline wird gemeinsam vom BAMF und der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Bundesagentur für Arbeit (BA) im Rahmen einer ressortübergreifenden Kooperation zwischen BMI, BMBF, BMWi und BA betrieben.
Neben der Zuwanderung von Fachkräften ist die Qualifizierung Geflüchteter ein Weg, den Fachkräftebedarf auch in Zukunft zu decken. Gerade bei älteren Flüchtlingen seien Teilqualifizierungen mitunter sinnvoller als eine komplette Ausbildung über mehrere Jahre, meint der DIHK. Und das nicht ohne Grund: "Rund 60 Prozent der Unternehmen können offene Stellen nicht besetzen", sagt DIHK-Präsident Eric Schweitzer. "Neben der Zuwanderung von Fachkräften ist die Qualifizierung Geflüchteter ein Weg, den Fachkräftebedarf auch in Zukunft zu decken". Überwiegend Helferjobs mit ungünstigen Perspektiven Allerdings geben die Unternehmen des Netzwerks auch an, dass rund zwei Drittel der Flüchtlinge in Form von Praktika oder Hilfsarbeitertätigkeiten in ihren Firmen beschäftigt seien - grundlegende Qualifizierungsmaßnahmen also oder gering bezahlte Tätigkeiten. Das deckt sich auch mit der Einschätzung des DIHK, dass es bundesweit eine erhöhte Nachfrage nach Arbeitskräften für Helfertätigkeiten gibt. Bestätigen kann dies das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW).
Der Fachkräftemangel ist in vielen Branchen bereits spürbar. Durch die demographische Entwicklung wird sich dieser Trend verstärken. Am 1. März tritt das Fachkräfteeinwanderungsgesetz (FEG) in Kraft – damit können Unternehmen leichter dringend benötigte Stellen durch qualifizierte Fachkräfte aus Nicht- EU -Staaten besetzen. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ( BAMF) hat dafür mit der Hotline "Arbeiten und Leben in Deutschland" (ALiD) sowie dem Förderprogramm " Integration durch Qualifizierung" (IQ) bereits wichtige Weichen gestellt. Heute hat das Forschungszentrum des BAMF zu ausländischen nicht-akademischen Fachkräften auf dem deutschen Arbeitsmarkt eine Studie veröffentlicht. Kontakt Sie haben Fragen an uns? Rufen Sie uns an oder schreiben Sie uns an pressestelle(at)! Pressestelle Frankenstraße 210 90461 Nürnberg Telefon: 0911 943-17799 Telefax: 0911 943-17798 E-Mail: Nachricht schreiben Abgesehen von EU -Bürgern, die jederzeit ohne Voraussetzungen eine Arbeit in Deutschland aufnehmen können, durften ausländische Fachkräfte ohne Hochschulabschluss bislang nur dann in Deutschland tätig sein, wenn sie in einem sogenannten Engpassberuf beschäftigt waren.
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